Reuben Ben Mordechai Brainin

* 16.3.1862 in Lyady
✡ 30.11.1939 in New York

Eltern: Mordechai und Therese „Cheshe“ Brainin
Geschwister: Isak, Nehemia, Chai Blume, Marie, Salmen, Ida, Sidney, Liesl

Verheiratet mit Masha Musa Brainin (1863–1934), geb. Amsterdam
Kinder: Miriam, Bertha, Moses, Joseph, Ferdinand, Max (Marcus)

Reuben Brainin, Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizist, galt als bedeutender Maskil und war einer der aktivsten Verfechter des modernen Hebräisch und eines zukünftigen jüdischen Staates in Palästina. 1891 ließ er sich in Wien nieder, wo er die einflussreiche Zeitschrift „Mizraḥ u-mi-Ma’arav“ herausgab, die eine Brücke zwischen europäischer und hebräischer Literatur darstellen sollte.
Das zentrale Thema von Brainins Arbeit war die hebräische Literatur im Kontext der Weltliteratur. In „Hador“ veröffentlichte er Artikel und Skizzen über zeitgenössische hebräische Schriftsteller und Künstler. Es gab kaum eine hebräische Zeitschrift der damaligen Zeit, zu der er nicht beigetragen hat. Er schrieb auch häufig auf Jiddisch und verfasste Artikel für die russisch-jüdische Presse. 1909 ging Reuben Brainin in die USA, wo er das Wochenblatt „Haderor“ gründete. 1912 zog er nach Montreal. Hier war er Mitherausgeber der jiddischen Zeitung „Keneder Adler“. Die Zeitschrift spielte eine wichtige Rolle bei der Selbstorganisation der Juden in Kanada.
Brainin engagierte sich in der Gemeindepolitik, u. a. bei den Arbeiterkämpfen und bei der Flüchtlingshilfe während des Ersten Weltkrieges. Zusammen mit Yehudah Kaufman eröffnete er 1914 einen jüdischen Lesesaal, aus dem die renommierte Jewish Publik Library in Montreal hervorging. 1916 ging Brainin nach New York und war maßgeblich an der Gründung des American Jewish Congress und der Jüdischen Legion beteiligt.
1919 veröffentlichte er den ersten Band einer unvollendeten Herzl-Biographie, die die Zeit bis zum ersten Zionistenkongress abdeckte. In den 1920er Jahren rückte Brainin weiter nach links und wandte sich vom Zionismus ab, den er als elitär und „ohne jüdischen Geist“ kritisierte. In der Zwischenkriegszeit, als Stalin mit eiserner Hand über die Sowjetunion herrschte, wurden mehrere Tausend Juden zur Besiedlung nach Birobidschan geschickt. Für Stalin war es eine Propaganda-Aktion, doch die umgesiedelte Bevölkerung knüpfte daran die Hoffnung auf einen eigenen jüdischen Staat.
1926 reiste Brainin in die UdSSR. Tief beeindruckt von den sowjetischen Plänen schloss er sich nach seiner Rückkehr in die USA dem prosowjetischen Komitee ICOR an. Birobidschan, erklärte er, sei ein leuchtendes Beispiel für die ganze Welt.
Reuben Brainin wurde dafür scharf kritisiert, der hebräische Schriftsteller Chaim Nachman Bialik beschuldigte ihn des Verrats an der zionistischen Bewegung und an den nationalen Interessen.