Renée Mosbacher

* 18.5.1929 in Wien
Renée Mosbacher, Barron / Bloom, geb. Brainin
✡ 2.5.2022 in Manchester

Zena Jane Field über ihre Mutter Renée Mosbacher

„Meine Mutter stammte aus einer sehr, sehr gebildeten und begabten Familie. Einer ihrer Brüder spielte Geige und gründete das weltberühmte Amadeus String Quartett. Sie selbst beherrschte das Klavierspiel sehr gut und genoss viele musikalische Nachmittage. Sie gab auch zu, dass die Musik sie zu vielen Zeiten bei Verstand gehalten hatte. Leider verlor sie im Alter von acht Jahren ihre Eltern durch Krankheit.
Sie behauptete aber immer, dass sie wenigstens wisse, wo ihre Eltern begraben sind. Sie wurde von ihrem Onkel und ihrer Tante aufgenommen und betrachtete ihre Cousinen für den Rest ihres Lebens als ihre Schwestern. Im März 1938 erlebte sie den „Anschluss“ und erzählte oft von einigen schrecklichen Szenen, die sie und die Familie überlebte.
Sie entkamen schliesslich aus Österreich, weil ihre Onkel im Ausland auf einer Pelzmesse für ihr Kürschner-Geschäft in London waren und für alle Visa besorgen konnten. Die Reise nach England war sowohl beängstigend als auch beschwerlich, aber sie kamen im Dezember 1938 sicher in Harwich an. Die Familie ließ sich schließlich in Hampstead Garden Suburb nieder, wo meine Mutter 1950 unseren Vater Jeffrey Bloom kennenlernt und heiratet. Aber leider, nachdem ich und mein Bruder Mark geboren wurden, verstarb unser Vater 1954 im Alter von 28 Jahren. Einige Jahre später lernte unsere Mutter Isaac Barron kennen und heiratete ihn. Isaac Barron, selbst Witwer, brachte zwei Kinder mit, Moishe und Aviva. Dann folgten noch zwei gemeinsame Kinder. Die Ankunft von Shlomie und Philip vervollständigte unsere Familie. Renée und Isaac gründeten gemeinsam das Unternehmen Renée Barron Caterer. Unsere Mutter nahm auch verwaiste Nachbarn aus früheren Tagen - Michael und Vivien in die Familie auf. Später kamen noch die Adoptivtöchter Ruth und Gloria dazu. Eine Familienbande, die bis heute zusammenhält. Als Isaac Barron plötzlich an ihrem 24. Hochzeitstag verstarb, war unsere Mutter wieder allein. Sie wurde gebeten, als Köchin an einer neuen Yeshivat Shaare Torah (jüdische Privatschule) zu arbeiten, was sie mit Freude tat. Als sie Leo Mosbacher kennenlernte, heiratete und in die Schweiz zog, freuten wir uns alle für sie. Tragischerweise war unsere Mutter nach nur vier Jahren wieder auf sich allein gestellt, weil Leo verstarb. Sie kehrte nach England zurück. Die Krankheit forderte in den letzten Jahren ihren Tribut, aber der beständige religiöse Glaube gab ihr die Kraft, positiv zu bleiben und weiterzumachen.
In den letzten Jahren wurde sie von Barbara betreut. Wir hätten es ohne Barbara nicht geschafft, und dafür danken wir ihr. Meine Mutter hatte Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder und sogar Ur-Ur-Enkelkinder, ein fantastisches und wunderbares Erbe für eine Frau mit so traumatisierenden Erlebnissen und insgesamt ereignisreichem Leben.“ [1]

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1.) Deutsche Übersetzung, Originaltext Englisch © AJR Journal - The Association of Jewish Refugees, September 2022