Maurycy Sontag 03

Maurycy Sontag ist einer der 440 jüdischen Männer, die im September des Jahres 1939 im Wiener Praterstadion
(heute Ernst-Happel-Stadion) inhaftiert waren und anthropologisch untersucht wurden.

Vermessen, deportiert, dann wurde Fußball gespielt!

„Am Morgen des 25. September begann eine anthropologische Kommission unter der Leitung von Dr. Josef Wastl, dem Kustos der anthropologischen Abteilung im Naturhistorischen Museum in Wien, mit „rassekundlichen“ Untersuchungen an den inhaftierten Juden. In den folgenden Tagen führte die Kommission Vermessungen an 440 Häftlingen im Stadion durch, dabei wurden z. B. die Kopflänge und Kopfbreite sowie die Hand- und Fußlänge der inhaftierten Juden festgestellt, Fotos und Gipsmasken angefertigt und Haarproben entnommen.
Am 30. September wurden die Internierten direkt vom Stadion zum Westbahnhof gebracht. Einige wenige Männer wurden dort entlassen, den Großteil der Häftlinge – wahrscheinlich insgesamt 1.038 Menschen – pferchte die SS unter Prügeln in Viehwaggons. Die Männer wurden in das KZ Buchenwald deportiert. In den folgenden Monaten wurden hunderte der aus dem Wiener Stadion deportierten Juden im KZ Buchenwald ermordet.“

© David Forster Die verdrängte Geschichte des Ernst-Happel-Stadions NU–Jüdisches Magazin für Politik und Kultur, 2014