Der jüdische Widerstand in Belgien und Auschwitz 01
Österreichische Freiheitsfront (ÖFF)
nannte sich eine in Belgien während des Zweiten Weltkrieges aus österreichischen und deutschen jüdischen Flüchtlingen bestehende kommunistisch dominierte Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus. Sie war Teil der belgischen Resistance, gab eine Zeitung heraus und widmete sich der Agitation unter Soldaten. Sehr viele der jungen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer wurden verhaftet und nur wenige überlebten die Konzentrationslager. Der Gruppe angehört haben: u. a. der österreichische Schriftsteller Han(n)s Mayer[1] (Jean Améry) und dessen Gefährtin, Marianne Bradt[2], Lotte Sontag, Herta Ligeti[3], Judith „Juci“ Fürst[4], Benedikt „Benno“ Senzer[5], die Belgierin Régine Krochmal[6], Gisela „Gundl“ Herrnstadt[7] und Ester Tencer[8].
GLOSSAR
- Hans Mayer, später Jean Améry * 1912 in Wien, Widerstandskämpfer und Schriftsteller. Hans Mayer wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und danach in die Konzentrationslager Buchenwald und Bergen-Belsen. Jean Améry beging 1978 im Salzburger Hotel „Österreichischer Hof“ (heute Sacher Salzburg) mit einer Überdosis Schlaftabletten Suizid.
- Marianne Bradt * 1919 in Berlin, Lehrerin und Widerstandskämpferin. Marianne Bradt wurde vom SS-Sammellager Mechelen (Malines) nach Auschwitz deportiert. Verstorben (laut Zeuginnen) kurz vor Ende des Krieges im Konzentrationslager Ravensbrück.
- Herta Ligeti-Fuchs * 1920 in Wien, Widerstandskämpferin und Schriftstellerin. Herta Ligeti überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück. Sie emigrierte 1975 nach Israel und beschrieb in mehreren Arbeiten ihre Widerstandstätigkeit und ihr Überleben im Konzentrationslager. Sterbedatum unbekannt.
- Judith „Juci“ Fürst-Rusch * 1921 in Wien, Widerstandskämpferin. 1938 Flucht nach Belgien, gemeinsam mit Lotte und Herta im belgischen Widerstand aktiv. Nach ihrer Verhaftung wurde sie 1944 gemeinsam mit ihrer Mutter nach Auschwitz deportiert. Die Mutter wurde in Auschwitz ermordet. Im Jänner 1945 wurden Judith, Lotte und Herta auf den Todesmarsch nach Ravensbrück geschickt. Judith flüchtete mit Lotte kurz vor Kriegsende aus Ravensbrück nach Belgien. Verstorben 1989 in Wien.
- Benedikt „Benno“ Senzer * 1915 in Wien, Grafiker und Widerstandskämpfer. 1942 Festnahme und Inhaftierung im SS-Durchgangslager Festung Fort Breendonk; 24.10.1942 Deportation von Mechelen (Malines) nach Auschwitz. Verstorben 21.12.1942, Vernichtungslager.
- Régine Krochmal * 1920 in Den Haag, Widerstandskämpferin und Überlebende des 20. Deportationszuges. Verstorben 2012 in Belgien.
- Gisela „Gundl“ Herrnstadt, geb. Steinmetz * 1916 in Wien, Widerstandskämpferin. 1939 Internierung in Frankreich, von dort nach Belgien, Kooperation mit dem belgischen Widerstand. Verstorben 1998 in Wien.
- Ester Tencer * 1909 in Ryglice (Galizien), Widerstandskämpferin und Mitarbeiterin im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Inhaftierung im Frühjahr 1943; 1944 folgte die Deportation über das Durchgangslager Malines nach Auschwitz; Jänner 1945 Deportation nach Ravensbrück. Verstorben 1990 in Wien.